Wie alles anfing
Gründerzeit im Kinderhaus vor 20 Jahren
Kann ein Vortrag die Welt verändern? Ja, wenn dem Zuhören Gedanken folgen und den Gedanken Taten. So fing vor 20 Jahren alles an: Ein paar Eltern hörten einen Vortrag über die Pädagogik Maria Montessoris und dachten begeistert: „Das wollen wir auch, so ein Kinderhaus.“ „Hilf’ mir, es selbst zu tun“, dieses Motto wünschten sie sich für ihre Kinder – und machten es damit zu ihrem eigenen. Die Erziehung zu Selbstständigkeit, produktiver Neugier und selbstbestimmtem Lernen, das vermissten sie im bisherigen Kindergartenangebot ihrer Umgebung. Außerdem gab es insgesamt viel zu wenige Kindergartenplätze. „Fragen Sie nochmal nach, wenn Ihr Kind fünf ist“, hörte eine Mutter, als sie sich um einen Platz kümmerte – und muss noch heute darüber lachen: „Das ging ja gar nicht!“ Kurze Zeit später gründete sie zusammen mit einigen anderen Eltern den Montessori-Verein in Stuttgart Degerloch – Grundlage für das Kinderhaus bis heute.
Das war 1990.
Alles fing in einer umgebauten Garderobe an
Die Gründereltern hatten viel zu tun: Am Anfang gab es weder Räume, noch Gelder, noch Materialien – nur eine gemeinsame Idee und viel Lust auf Neues. Sie machten sich also auf die Suche nach einem geeigneten Platz für die erste Kindergruppe und fanden ihn schließlich in der Waldschule. Eine Garderobe wurde leergeräumt und, an vielen Wochenenden, mit Pinsel und Schlagbohrer hergerichtet – fertig war der erste improvisierte Gruppenraum. Die erste Gruppe bestand aus etwa 15 Kindern, recht bald war auch ein Integrationskind dabei. Und plötzlich gab es jede Menge Herausforderungen zu bewältigen: Wer erledigt zuverlässig die Gehaltsabrechnungen für die Mitarbeiter? Wo kommen Zuschüsse her? Wer kann in der Küche die Kacheln verlegen, wer die Elektrik installieren? Zunächst war das Kinderhaus nur bis 12 Uhr geöffnet, wie damals üblich. Aber schon bald kam auch das Mittagessen als Angebot dazu und damit die „verlängerte Öffnungszeit“ bis 14 Uhr.
Mehr als 100 selbst gebastelte Adventskränze
Um die spezifischen Montessori-Materialien bestellen zu können, brauchte der Verein dringend Geld. „Deshalb wurden jedes Jahr über 100 Adventskränze gebastelt und verkauft“, erinnert sich eine Mutter. „Und immer gab es einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt.“ Nicht alles konnte bestellt werden, das wäre zu teuer geworden. Deshalb bastelten die Eltern auch etliche Materialien selbst und kamen sich durch die intensive Arbeit für die gemeinsame Idee näher. „Viele Freundschaften zwischen den Eltern von damals bestehen noch heute, nach 20 Jahren“, erzählt eine Mutter. Und auch die Kinder verbindet noch heute viel mit dem Kinderhaus, in das sie früher so gern gegangen sind. Eine der ersten Kinderhaus-Mütter erzählt: „Mein Sohn ist später wieder zum Praktikum ins Kinderhaus zurückgekommen – es hat ihm gut gefallen.“
Die Geschwister waren eifersüchtig
Eine andere Mutter berichtet, dass von ihren drei Kindern leider nur eines den begehrten Platz im Kinderhaus bekommen konnte. Die beiden anderen Geschwister hätten aber auch gern mit dem kleinen Bügeleisen und der Kochplatte und all den Montessori-Materialien spielen wollen, so dass sie ganz eifersüchtig gewesen seien. Deshalb habe sie schließlich einen Teil der Materialien selbst nachgebastelt – damit die Geschwister zuhause ebenfalls damit spielen konnten.
Basisdemokratie – oder: „Wie machen wir das jetzt?“
Ein Kinderhaus aufbauen – das bedeutet nicht nur viel zu tun, sondern auch viel zu diskutieren, erinnert sich eine Mutter. Zum Beispiel: „Weihnachtsmann – ja oder nein? Ist das nun ein alter Hut oder Teil einer schönen Tradition? Oder haben die Kinder gar zu viel Angst vor dem Weihnachtsmann, wenn er ins Kinderhaus kommt?“ Ein anderes Thema, das die Eltern intensiv beschäftigt hat, war: Wie müssen die Garderobe, die Regale und die Gruppenräume gestaltet sein, damit sie von den Kindern wirklich eigenständig genutzt werden können? Wie lässt sich das Motto „Hilf‘ mir, es selbst zu tun“ im Kinderhausalltag praktisch umsetzen? Die Gründereltern erinnern sich an viele gemeinsame Abende, an denen sie sich mit der Pädagogik Maria Montessoris, dem spezifischen Material oder auch manch strittigen Fragen auseinandergesetzt haben. „Das war eine schöne Zeit“, erzählt eine der Erzieherinnen: „Es gab immer viel zu tun, aber es war auch ein sehr intensives, schönes Miteinander von Eltern, Erzieherinnen und Kindern.“
Meilensteine
1990 Gründung des Vereins Montessori Kindergarten e.V.
1991 Im Mai startet die erste Gruppe in der Waldschule
1993 Im Mai wird die zweite Gruppe in der Waldschule eröffnet
1998 Bezug der Pavillons im Keßlerweg
2002 Für sein Konzept zur Bewegungserziehung wurde das Kinderhaus von der Stadt Stuttgart mit einem Förderpreis ausgezeichnet.
2003 Verstärkung der Integrationsarbeit: Einstellung einer zusätzlichen Integrationsfachkraft
2006 Erweiterung der Betreuungszeiten: Ganztageseinrichtung
2007 Für seine Initiativen rund um das Thema gesunde Ernährung wurde das Kinderhaus mit dem Innovationspreis der Stadt Stuttgart ausgezeichnet.
2015 Der lang ersehnte Neubau wird Wirklichkeit, das Kinderhaus zieht in eine Interimslösung in der Nähe.
2016 Eröffnung des neuen, größeren Kinderhauses im Mai 2016
2016 Im Juni startet die erste Nestgruppe für Kinder von 0-3 Jahren
2016 Im Herbst startet die zweite Nestgruppe für Kinder von 0-3 Jahren
Betreuungssituation
Die Pädagogen sind Fachkräfte für die Bildung und Erziehung der Kinder und treffen somit in der täglichen Arbeit mit den Kindern eigenverantwortliche und unabhängige Entscheidungen. Die Pädagogische Konzeption und deren qualitative Weiterentwicklung liegt in den Händen der Pädagogen in Absprache mit dem Kinderhausvorstand.
So setzt sich das Pädagogische Personal zusammen:
- Leitungsteam aus Kinderhausleitung (mit Schwerpunkt im Kindergarten) und Stellvertretender Leitung (mit Schwerpunkt im Kindernest)
- 2- 3 Erzieherinnen (möglichst mit Montessori-Diplom, Erfahrungen in der Kleinkindpädagogik oder Zusatzausbildung nach Emmi Pikler) arbeiten pro Gruppe während der Hauptbetreuungszeit
- 2 Integrationsfachkräfte unterstützen die Kinder mit besonderem Förderbedarf
- 3 Praktikant/innen (FSJ/ BFD)
- 2 Aushilfskräfte
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag von 7.30 bis 16.00 Uhr. Im Kindernest beträgt die maximale Betreuungszeit 7 Stunden/Tag.
ABHOLZEITEN
Kindernest: nach Absprache, bis 16.00 Uhr
Kindergarten: 12.30 Uhr, 14.00-14:15 Uhr, 15.30-16.00 Uhr
FERIEN
Schließzeiten sind während der Sommerferien 3 Wochen, über die Weihnachtsfeiertage sowie an 4 Pädagogischen Tagen der pädagogischen Fachkräfte (maximal 23 Tage). Bei Bedarf wird eine Notgruppe angeboten.
Beiträge
Ein Platz im Kindergarten kostet 189 Euro/Monat, ein Platz im Kindernest kostet 259 Euro/Monat (Ganztagesplatz bis 16.00 Uhr). Ermäßigung bei Geschwisterkindern und/oder für Besitzer der Stuttgarter Familiencard.
Zusätzlich wird ein Essensgeld in Höhe von 90 Euro/Monat pro Kind erhoben.
Die Mitgliedschaft im Trägerverein ist gewünscht. Der Jahresbeitrag liegt bei 69 Euro für Familien und 46 Euro für Alleinerziehende.
Kinderhausordnung
Regelungen zur Aufnahme und Abläufen im Kinderhaus sind in der Kinderhausordnung festgelegt: Kinderhausordnung